Earth Tongue+Greenleaf: Hexen-Rock und Blues-Gemurmel

Das Wummern der Bässe geht durch Mark und Bein, die Gitarrenriffs galoppieren übers Trommelfell: An diesem Abend ist es im Club Volta laut. Extrem laut. Zu laut. Mit voll aufgedrehten Verstärkern versuchen das australische Psycho-Gothrock-Duo Earth Tongue und das schwedische Stoner-Rock-Quartett Greenleaf, sich bei ihrem Kölner Doppelkonzert in den Gehirnwindungen des Publikums festzusetzen und die Menge zum Tanzen oder doch zumindest zum Mähneschütteln zu animieren. Was durchaus gelingt – aber mitunter auf Kosten des Sounds geht.

Vor allem bei Greenleaf ist dieses Ungleichgewicht bedauerlich, immerhin hat die Band einiges zu bieten, insbesondere prägnante Stücke, die nur so vor Kraft strotzen und gleichzeitig ihre Blues-Wurzeln immer mitschwingen lassen. Vor allem Gitarrist Tommi Holappa und Sänger Arvid Jonsson binden Elemente des Zwölftakters gerne in die Musik ein, nehmen sich bei Bedarf minimal zurück und schaffen so eine herrliche Spannung zwischen dem eigenen Spiel und dem gnadenlos präzisen Puls von Bassist Hans Fröhlich sowie der rhythmischen Brillanz von Drummer Sebastian Olsson. So sollte es zumindest sein. Stattdessen wird der Sound im Club Volta leider durch den Fleischwolf gedreht – erst im anliegenden Parkhaus kommt die Musik wirklich zur Geltung. Größtes Opfer dieser Übersteuerung ist Frontmann Jonsson, der zwar kaum ruhig stehen kann und stattdessen permanent wie ein eingesperrtes Raubtier über die Bühne tigert, diese Energie aber nicht so recht zu kanalisieren weiß und von seinen Kollegen förmlich überrollt wird. Dagegen anzukommen, ist extrem schwer, zumal Jonsson sich auch gerne mal in sich selbst zurückzieht und wie ein verschrobener Kauz leise irgendwelche Strophen vor sich hin murmelt. Wenn er allerdings den entsprechenden Raum bekommt, gibt Jonsson alles. Und erreicht viel.

 

Auch Earth Tongue hämmern ihre Stücke eher in die Menge, setzen auf brachiale Lautstärke statt auf Virtuosität. So viel wäre bei Sängerin und Gitarristin Gussie Larkin und Drummer Ezra Simons allerdings auch nicht zu gewinnen: Zwar pflegt das Duo hochkomplexe Rhythmen, dreht sich ansonsten aber im Kreis. Eine Linienführung gibt es nicht; stattdessen schichten die Australier rohe Klänge (und mitunter ihre Stimmen) übereinander, garnieren sie mit Texten über Dämonologie, Hexerei und andere okkulte Themen und schmettern diese groben Bausteine stakkatohaft in den Saal. Elegant ist das nicht. Aber effektiv: Das Publikum zeigt sich auf jeden Fall überaus angetan.


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