Bastille: „Böses Blut“ sorgt für Partystimmung

Ein Vulkanausbruch gleich zu Beginn – das ist mal ein mutiges Statement. Normalerweise heben sich Bands ja ihre größten Hits für den Schluss auf, um noch einmal alle Register zu ziehen und die Fans glückselig nach Hause zu schicken, aber bei der Eröffnung der zweiten Hälfte der KunstRasen-Open-Air-Saison drehen Bastille diese Konvention kurzerhand auf links. Die britische Indie-Pop-Band startet direkt mit dem ersten Song ihres Debütalbums „Bad Blood“, dem schwülstigen Sommer-Hit „Pompeii“ mit seinen emblematischen „eh-oh-“Chören, jener Nummer, die seit nunmehr zehn Jahren aus so ziemlich jedem Mainstream-Radio schallen und einen ähnlichen Wiedererkennungswert besitzen wie die von Coldplays „Viva La Vida“.

Zehn Jahre, das ist im heutigen Musikgeschäft eine halbe Ewigkeit. Kein Wunder also, dass Bastille dieses Jubiläum feiern möchte, was in Bonn denn auch mühelos gelingt: Immerhin ist das Publikum von der ersten Sekunde an bestens gelaunt ist, zumal der Regen der vergangenen Tage den Boden zwar aufgeweicht, sich aber pünktlich zum Auftritt der Londoner verzogen hat. So kann die Geburtstagsparty mit einer Eruption beginnen. Und mit Eurodance enden.

Rund 3500 Fans haben sich trotz der Nässe auf den Weg in die Rheinauen gemacht, um die Band um Gründer und Frontmann Dan Smith einmal live zu erleben und um die eigene Textsicherheit unter Beweis zu stellen. Vor allem letzterer weiß dies auszunutzen, streckt der Menge immer wieder sein Mikrofon entgegen und hält in diesen Momenten zumindest kurzzeitig inne. Ein Glück, springt er doch ansonsten wie von Tarantel gesprochen über die Bühne, ist ständig unterwegs und mäandert auch mal durchs Publikum. Bei „Flaws“ erklimmt er sogar das hölzerne Geländer des VIP-Bereichs, um von dort auf die Menge auf dem KunstRasen zu schauen. Doch auch die Band gibt alles, setzt die einzelnen Songs souverän um und schwelgt immer wieder in hymnischem Chorgesang sowie musikalischem Pathos; gleichzeitig blitzen regelmäßig jene Elektronika-Pulse auf, die schon vor zehn Jahren eine gewisse Nähe zu a-ha erkennen ließen und die auf dem 2022er Doppelalbum „Give Me The Future + Dreams Of The Past“ sehr viel ausgeprägter zu hören sind. Das wird aber erst gegen Ende des Konzerts spürbar, nachdem Bastille „Bad Blood“ komplett durchgespielt haben und sich einzelnen Titeln von weiteren LPs und EPs widmen, darunter das beliebte „Happier“ sowie die vergleichsweise frische Disco-Nummer „Shut Off The Lights“. Neu ist der Hang zu Eurodance-Elementen allerdings nicht: Als Bastille 2013 mit „All This Bad Blood“ ihr Debütalbum neu veröffentlichten, fand sich auf der zweiten CD mit „Of The Night“ eine Verschmelzung aus „Rhythm Is A Dancer“ und „Rhythm Of The Night“, das zum großen Finale des 90-Minuten-Auftritts den gesamten KunstRasen noch einmal zum Tanzen bringt.

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