Manu Delago: Für den Auftritt abgestrampelt

Von Innsbruck bis Amsterdam, 1500 Kilometer mit dem Fahrrad: Das ist schon eine ganz schöne Leistung. Vor allem, wenn man die Strecke in 28 Tagen absolvieren und nebenher rund 20 Konzerte spielen möchte. Mit dem Equipment im Anhänger. Und das besteht bei Manu Delago nicht nur aus Blockflöten. Der Grammy-nomminierte Hang-Spieler und Perkussionist, der unter anderem schon mit Björk, Anoushka Shankar und Ellie Goulding zusammengearbeitet hat, war schon 2021 im Dienste der Nachhaltigkeit auf einer so genannten „ReCycling-Tour“, bei der von den Instrumenten bis zur Lichttechnik alles mit reiner Muskelkraft transportiert worden ist – jetzt hat der Österreicher die Nordsee als Ziel auserkoren. Auf seinem Weg hat er nun auch im Pantheon Halt gemacht.

Das Konzert Delagos gehört trotz eines zeitlichen Abstands von mehreren Monaten noch zum „Over the Border“-Weltmusikfestival. Passt irgendwie: Immerhin verleiht das Hang, eine Art Metall-Ufo mit meditativem Sound, durchaus einen Hauch von Exotik, und das Repertoire an sich ignoriert ohnehin jegliche Art von Grenzen. Irgendwo zwischen Industrial-Techno, avantgardistischer Ambient Music und Indie-Pop angesiedelt, lassen sich die Kompositionen Delagos nur schwer fassen. Mal wummern sie basslastig und auf Melodien verzichtend durchs Pantheon, während die Lichter im Takt flackern und Momente der Stille den Saal in völlige Dunkelheit tauchen; dann wieder erhebt sich die weiche Stimme von Sängerin, Geigerin und Pianistin Isa Kurz über atmosphärisch perlenden Tonfolgen (so wie bei dem charmanten „A long way“), unterfüttert von dumpfem Posaunenspiel. „Wir haben eine Art Best-of aus verschiedenen Epochen meines Schaffens zusammengestellt“, erklärt Delago. Einzige Ausnahme: Queens „Bicycle Race“, für das Tontechniker Lukas Froschauer dann doch mal zur Blockflöte greift.

Nach rund 90 Minuten ist der Spuk vorbei. Nachvollziehbar, immerhin dürfte das sechsköpfige Team um Manu Delago nach Radtour, Soundcheck und Konzert ziemlich müde sein. Immerhin: Die nächste Etappe geht nur bis Köln. Mit den Rädern. Und den Anhängern. Und dem ganzen Equipment. Puh.

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