Wille and the Bandits: Hypnotischer Voodoo-Rock

Dem Ruf des Rock kann sich keiner entziehen. Zumindest nicht auf Dauer, vor allem wenn die Richtigen spielen. So wie jetzt in der Harmonie. Wenn die Trommeln den Geist des Grooves beschwören, der Bass dumpf vibriert und die Gitarre jault wie ein Voodoo-Priester im Taumel der Ekstase, wenn das Publikum unweigerlich in eine Art Trance gerät und ein Trio aus Cornwall feiert, das mit hypnotischen Songs irgendwo zwischen sumpfigem Südstaaten-Bluesrock und krachendem Hardrock für Aufsehen sorgt, wenn all das zusammenkommt, dann ist das musikalische Ritual ein voller Erfolg. Kein Wunder bei gleich drei exzellenten Zeremonienmeistern in Form von Wille and the Bandits, die zum wiederholten Male zeigen, dass sie mehr sein sollten als nur ein Geheimtipp. Nämlich Hohepriester.

Dabei sah es zu Beginn noch so aus, als würde der Zauber an diesem Tag höchstens glimmen, nicht jedoch strahlen. Vor allem Bassist Matthew Brooks wirkte immer wieder neben der Spur, war nur zum Teil synchron mit dem druckvollen Spiel von Drummer Andrew Naumann. Doch spätestens mit der starken Ballade „Watch You Grow“, die Frontmann Wille Edwards für seine Tochter geschrieben hat, bildete das Power-Trio eine Einheit und nahm das Publikum mit auf einen immer wilderen, ausgelasseneren Trip. Dass Wille and the Bandits sich dabei in vielen Genres zu Hause fühlten, war unüberhörbar: Mal legten sie eine entspannt groovende Version des ursprünglich von Fleetwood Mac aufgenommenen und später von Santana berühmt gemachten „Black Magic Woman“ vor, dann wieder gaben sie mit „One Way“ Vollgas. Viele Titel stammten vom nagelneuen Album „Paths“, doch der Blick zurück war ebenso unabdingbar. So gedachten Wille und seine Kumpane mit „Mammon“ ihrer Folk-Vergangenheit („wir wurden nur durch Zufall eine Rockband“, bekannte Wille Edwards lachend), bevor sie mit dem herrlich düsteren Intro zum intensiven „Four Million Days“ zeigten, was die Zukunft bereithält.

Und die könnte hell strahlen. Das Potenzial dafür hat das Trio allemal. Und auch wenn es tatsächlich ein bisschen arbeiten muss, um die Menge mitzureißen, ist es doch umso schöner, wenn dies erst mal gelungen ist. In der Harmonie jubelte das Publikum am Ende bei jedem Solo-Ton, während die Rock-Banditen immer weiter aufdrehten. „Dance the night away“, sangen sie. Kein Problem. Bei „Virgin Eyes“ kündigte Naumann mit extra ausgepackten Grunt Vocals sogar einen Wettstreit zwischen Bass und Gitarre an, der leider ein wenig zu kurz kam, obwohl Edwards und Brooks ihren Instrumenten in bester Metal-Manier elektrifizierende Melodiebögen zu entlocken verstanden. Da hätten die Briten ruhig mehr machen können. Vielleicht beim nächsten Mal, dann hoffentlich auch mit ein paar mehr Besuchern. Wille and the Bandits hätten es auf jeden Fall mehr als verdient.

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