Silje Nergaard: Weihnachtslieder und andere Balladen

Ruhige, besinnliche Töne zählen zu den Markenzeichen von Silje Nergaard. Die charismatische Jazzpop-Sängerin mit dem klaren Sopran liebt ihre Balladen, diese feinen Melodien aus dem Reich zwischen Wachen und Träumen, die zurückhaltend sind und doch gerade deswegen überaus eindringlich. Jetzt ist die Norwegerin mit einem Weihnachtsprogramm in die Harmonie gekommen, wo sie ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen und auf allzu innovative Grooves verzichten kann, ohne sich erneut als unnötig weichgespült kritisieren lassen zu müssen  – ein Urteil, das sie erst im vergangenen Jahr mit „For You A Thousand Times“ ohnehin eindrucksvoll gekontert hat. Jetzt, zu dieser Zeit und in diesem Kontext, passt der zarte Schmelz hervorragend. Und Nergaard nutzt die Gunst der Stunde, um ihre seidene Stimme um die Herzen des Publikums zu winden.

Statt ihrer neuen Band, die 2017 in der Harmonie durchaus zu überzeugen wusste, hat Nergaard für den besonderen Anlass auf ein Trio zurückgegriffen, das schon bei der Aufnahme des Weihnachtsalbums „If I Could Wrap Up A Kiss“ vor inzwischen acht Jahren mit von der Partie gewesen ist. Pianist Helge Lien ist ein Meister des filigranen Spiels und wird auch beim Jazzfest 2019 wieder in Bonn zu Gast sein; Drummer Jarle Vespestad beherrscht die Kunst, ganz dezent und dennoch prägnant seine Rhythmen in den Raum zu entlassen; und Bassist Finn Guttormsen ist ebenfalls immer zur Stelle, ohne sich allerdings aufzudrängen. So untermalen sie mit wunderschönen Harmonien den Klassiker „Have Yourself A Merry Little Christmas“, den seit Judy Garland nur wenige so zart interpretiert haben wie Silje Nergaard; rein instrumental begeistern die Drei aber auch mit einer dezent angeswingten, bezaubernden Fassung von „Es ist ein Ros entsprungen“.

Zwischendurch lässt Silje Nergaard dann aber Weihnachten mal außen vor und widmet sich ihren großen Hits. Natürlich muss „Be Still My Heart“ erklingen, jene elegische Ballade, die inhaltlich der Liebe abzuschwören scheint und sie doch zugleich anregt. Und auch an „Tell Me Where You're Going“ kommt die 52-Jährige nicht vorbei, an ihrem Debüt und ersten großen Erfolg. Zudem fasziniert sie mit „Little Bird“, einem Schlaflied für ihren äthiopischen Adoptivsohn Jonah, der durch den emotionalen Gesang und die hypnotischen Schamanentrommeln im Hintergrund eine beeindruckende Wirkung erzielt. Dann jedoch geht es zurück zu den Weihnachtssongs, zu Paul McCartneys „Wonderful Christmas Time“ und zu „Stille Nacht“, das erst am Ende erklingt, mit norwegischem Text von Silje Nergaard – und mit einer deutschen Strophe seitens des Publikums, dass sich auf diese Weise für ein leises, intensives und wohliges Konzert bedankt.

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