Pristine + Siena Root: Technik macht den Unterschied

Es ist kein großes Geheimnis, dass selbst die besten Rock-Musiker nur dann gut wirken können, wenn die Techniker am Mischpult mitspielen. Ohne einen zuverlässigen Toningenieur, der Instrumente und Gesang ordentlich abmischt, sind gerade Konzerte der etwas härteren Art nur eine Qual. Genau das konnte man jetzt auch beim Auftritt von Pristine und Siena Root in der Harmonie erleben. Beide Bands hatten ihre eigenen Techniker mitgebracht, um ihren psychedelischen Retro-Hardrock zur Entfaltung zu bringen – doch während das bei den zuletzt genannten, vielseitigen Schweden mit den erdigen Wurzeln eine gute Entscheidung war, klang Pristine vor allem zu Beginn eher wie eine Schülerband bei ihrer dritten Probe, ohne jegliche Balance aneinander vorbeispielend und sich gegenseitig nicht wahrnehmend.

Nichts war abgestimmt, alles nur Krach. Zumindest bis ein Gitarrenwechsel eine neue Programmierung erforderte, mit der die Band um die feuerrote Frontfrau Heidi Solheim endlich zeigen konnte, was sie wirklich in petto hatte. Denn eigentlich können Pristine durchaus rocken, zumindest wenn Gitarrist Espen Elverum Jakobsen mehr aus seinem Monitor hört als sein eigenes Spiel und so die notwendigen Impulse im Takt der restlichen Band geben kann. In der Harmonie ergab sich die Chance, als er für das komplexe „Pioneer“ zur Doppelhals-Gitarre griff; endlich passte alles zusammen, kam auch Solheims röhrendes Organ durch. Warum nicht gleich so?

Immerhin hatten Siena Root nicht mit derartigen Problemen zu kämpfen: Das um Sängerin Lisa Lystam erweiterte Quartett klang von der ersten Sekunde an wunderbar differenziert, während es sich in schier endlosen Soli irgendwo zwischen Progrock a la King Crimson und exzessivem Bluesrock im Stil von Led Zeppelin bewegt. Die Verwurzelung in den 60er und 70er Jahren wirkte dabei keineswegs aufgesetzt, sondern wie ein organisches Gewebe, das Vergangenheit und Gegenwart mühelos miteinander vereinte. Wuchtige Sounds dröhnten durch den Raum, ohne jedoch alles zu verdecken – und wenn dann mal Lystam ans Mikrofon trat und ihre bemerkenswerte Bluesstimme erklingen ließ, mit der sie seit zwei Jahren die schwedische Musikszene aufmischt, wurde ihr eben der entsprechende Platz gewährt, so wie es sich gehört. Ein eindrucksvoller Auftritt einer starken Band, bei dem Technik und Virtuosität eine Einheit bildeten und so beim letztlich begeisterten Publikum Eindruck hinterließen. So kann gerne häufiger gerockt werden.

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