Brass-Gipfeltreffen: Blech macht Party

Trompeten schmettern durch das Telekom Forum, gefolgt von Posaunen und Saxofonen. Die Luft vibriert, bebt, tanzt, ebenso wie die rund 1000 Besucher des Telekom Forums, die an diesem Abend vor allem eins wollen: Eine wilde Party. Was dank genug Blech (und Holz) auf der Bühne überhaupt kein Problem ist. Immerhin sind drei ebenso herausragende wie abwechslungsreiche Brass-Bands aus ganz Deutschland zu diesem Gipfeltreffen im Rahmen des „Over the Border“-Weltmusikfestivals gekommen, drei Formationen, die alle auf ihre jeweils ganz eigene Weise für Lebensfreude stehen und mit ihren furiosen Auftritten einfach nur gute Laune verbreiten. Und so geben Meute, Dicht & Ergreifend sowie die Lokalmatadore von Querbeat kurzerhand Vollgas, pumpen fette Beats in die Menge und sorgen für eine unglaubliche Stimmung.

Etwas anderes hat man von Querbeat natürlich auch nicht erwartet. Die Kölner Band ist längst Kult, nicht zuletzt dank ihrer regelmäßigen Auftritte während der Karnevalszeit. Doch auch außerhalb der Session funktioniert diese Musik hervorragend, geht direkt ins Herz und in die Beine. Der Spaß, den Querbeat auf der Bühne hat, überträgt sich direkt ins Publikum, zumal der direkte Kontakt immer wieder gewährleistet ist, sei es mit einem aufblasbaren Riesenflamingo, auf dessen Rücken ein Trompeter sich durch die Halle tragen lässt, oder durch die beiden Musiker, die mit nacktem Oberkörper ein Bad in der Menge nehmen und sich dabei die Seele aus dem Leib spielen.

Während Querbeat mit ihrer Mischung aus Pop, Samba, Reggae und Tschingderassabum abfeiern, greifen Dicht & Ergreifend zum Hip Hop urbayerischer Prägung – und treffen damit ebenfalls einen Nerv. Innerhalb kürzester Zeit überzeugt das Quartett, das leider nur einen Trompeter mit nach Bonn gebracht hat, das anfangs etwas skeptische Publikum, lässt Hände (und für die AfD auch mal Mittelfinger) im Takt wippen und den Saal vom Traumberuf des Bierfahrerbeifahrers singen. Dass man nicht jedes Wort versteht, nicht jede Anspielung auf den jenseits des Weißwurst-Äquators gepflegten Bierzelt-Wertkonservatismus und nicht jedes abgewandelte Gstanzl, spielt keine große Rolle, wenn das Gemeinschaftsgefühl angesprochen wird. „Wir sagen Bo, ihr sagt nn“, lautet das Credo. Klingt vielleicht komisch, funktioniert aber hervorragend.


Für die mit Abstand größte Überraschung sorgt am Ende allerdings die Hamburger Techno-Marching-Band Meute, die House- und Trance-Tracks mit Vibraphon und Blas-Instrumenten nachspielt und dabei derart druckvoll und zugleich elegant zu Werke geht, dass es eine Freude ist. Immer wieder bieten die Rotröcke Unerwartetes, legen Soli in Jazz-Tradition über hämmernde Beats und bringen so den gesamten Saal zum Tanzen. Erst gegen Mitternacht entlässt die Meute das Publikum in die Nacht und setzt so einen fantastischen Schlusspunkt unter ein Triple-Konzert der Extraklasse.

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