Barbara Ruscher: Ekstasesuche in der Puppenkiste

Irgendwann läuft sich jede Pointe tot. Selbst jene über Köln-Sülz, den Prenzlauer Berg des Rheinlands mit seinen Latte-Macchiato-Müttern und den FAZ-gewickelten Klugscheißer-Babys, den Brokkoli werfenden Hardcore-Veganern und den Dinkelweckmännern mit Migrationshintergrund. Hat man alles schon bis zum Erbrechen gehört. Doch Barbara Ruscher stört das nicht. So lange die Gags nicht zu müffeln beginnen und das Publikum noch pflichtschuldig lacht, trägt die 49-Jährige die alten Geschichten eben auf, selbst wenn diese schon deutlich länger bestehen als das aktuelle Programm namens „Ekstase ist nur eine Phase“. So jetzt auch im Pantheon, wo Ruscher in den vergangenen fünf Jahren bereits unzählige Male die Geburt der frühgeförderten Mia gefeiert und über Sören Wotan gelästert hat, um mittels des Umwegs über die Kinder auch ja alle Hipster-Klischees bedienen zu können.

Von Ekstase ist dagegen nur wenig zu sehen oder zu spüren. Routiniert arbeitet sich Ruscher an den üblichen Comedy-Themen ab, setzt sich für Biofleisch von unglücklichen Tieren ein, fordert die Ausrottung von Mücken und empfiehlt Grillhähnchen von Ratiopharm, in denen die Antibiotika schon zur Werksausstattung gehören. Immer wieder setzt sie sich zudem ans Klavier, mäandert wie einst Hagen Rether belanglos über die Tasten oder stimmt ein fröhliches Liedchen an, bei dessen Komposition dann leider Reim und Metrum genüsslich durch den Fleischwolf gedreht wurden.

Immerhin versucht Ruscher sich auch mal kurz im politischen Kabarett. Die desolate Ausrüstungssituation der Bundeswehr koppelt sie kurzerhand mit dem 70-jährigen Bestehen der Augsburger Puppenkiste, aktiviert Lokomotive Emma als Panzerersatz und steuert die Soldaten mit Flugdrohnen. Schöner Ansatz. Aber früher war mehr Lametta beziehungsweise Scharfsinn. Einst war Ruscher gerade in diesem Metier überaus stark, konnte bissig kommentieren und pfiffig persiflieren. Doch davon hat die Kölnerin sich längst zu Gunsten der Landlust getrennt. Denn die verspricht eben eine heile Welt. Und Ekstase. Oder was man dafür hält.

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