Global Music Orchestra: Kulturaustausch mit Afro-Jazz

Größe ist oftmals zweitrangig. Zugegeben, ein Quartett ist zunächst einmal die wahrscheinlich kompakteste Form des Global Music Orchestras von Jazz-Pianist Mike Herting – aber auch in dieser Besetzung lassen sich afrikanische und europäische Klänge hervorragend miteinander verbinden und bemerkenswerte Momente schaffen. Zumindest so lange die Künstler Gas geben. Und genau das tun sie in der Harmonie, wo wilde Rhythmen und noch wildere Tanzeinlagen für einen außergewöhnlichen Abend sorgen.

Die richtige Mischung ist dabei die halbe Miete: Während Harting mit seinen virtuosen klassischen Jazz-Soli im Stile der westlichen Welt verharrt, bringt Perkussionist Pape Samory Seck mit seinen Djembes den Herzschlag des schwarzen Kontinents nach Bonn. Diesen greift auch Helene Sagno auf, die immer wieder in ekstatische Zuckungen verfällt und den Trommelschlägen eine körperliche Form verleiht. Die Tänzerin, die schon bei Andre Hellers Show „Afrika, Afrika“ mitgewirkt hat, springt immer wieder über die Bühne, eine farbenfrohe Personifikation der Leidenschaft des Senegals. Erstaunlicherweise harmonieren die darunterliegenden Rhythmen und die Jazz-Phrasen wirklich hervorragend miteinander, auch dank des Gitarristen und Sängers Mame Diouf, der mit seiner warmen, weichen Stimme im Zentrum des Geschehens steht. Er ist das Bindeglied zwischen westlichem Pop und afrikanischem Groove und derjenige, der die gesamte Bandbreite der Musik seiner Heimat auslotet. Feine Balladen treffen auf energiegeladene Nummern, die er herrlich interpretiert – zwischendrin greift Diouf sogar mal auf eine orientalische Phrasierung zurück. „Das ist ein Kulturaustausch“, ruft er irgendwann. „Und wir spüren, dass wir von euch auch etwas zurückbekommen.“

Immer ausgelassener wird das Konzert, immer frenetischer der Tanz. Gegen Ende, als ein Teil des Publikums schon selbst auf den Beinen ist, holt Pape Samory Seck kurzerhand noch einen Bekannten auf die Bühne, der sich ebenso wie Helene Sagno fallen lässt und das Dauerfeuer der Djemben, das Seck und Diouf gemeinsam entfachen, durch seine Adern fließen lässt. Wer braucht da schon ein großes Orchester. Drei Musiker reichen letztlich völlig aus.

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