Max Uthoff: Schwarze Messe im Restaurant des Westens

Geld regiert die Welt. Überall lauern sie, die plutokratischen Priester Mammons, um in einer weiteren unheiligen Zeremonie Werte, Menschen und ganze Staaten dem Kapital zu opfern und jenem Kult des Reichtums zu frönen, den Max Uthoff als seine persönliche Nemesis ausgemacht hat. Der Kabarettist und „Anstalts“-Chef kann dabei nicht wortlos zusehen, so aussichtslos der Kampf auch scheinen mag. Mit gewetzter Zunge geht er somit in der Bonner Oper gegen alle Anhänger der Religion des Kapitalismus vor – und mäht so ganz nebenbei auch noch die gesamtdeutsche Politiker-Riege nieder.

Vor Uthoff ist keine Partei sicher. Selbst die Linke, die in derartigen Generalabrechnungen sonst gerne mal außen vor gelassen wird, bekommt ihr Fett weg, auch wenn der Fokus des eloquenten Satirikers zweifelsfrei weiter rechts liegt. Der SPD wirft er ohnehin ein Komplettversagen vor, den Grünen einen Verrat ihrer einstigen Ideale, der CSU Inkompetenz und der CDU Planlosigkeit, was letztlich mit ein Grund sein könnte, weshalb es nicht zu einer Minderheitenregierung in Deutschland kommt. Denn dann müssten Angela Merkel und ihre schwarze Schar ja klipp und klar sagen, was sie vorhaben, um dann mit stichhaltigen Argumenten für ihre Vision zu werben. Und wer bitte schön soll denen irgendetwas abnehmen?

So wütet Uthoff durch das Parteienspektrum, enttäuscht von jenen, die einst links der Mitte standen, und verärgert über jene, die sich am rechten Rand tummeln. Vor allem FDP und AfD hat er immer wieder im Visier, die Vertreter von Neoliberalismus und Rechtsradikalismus. Ursache und Wirkung, wie er sagt. Dabei versteht Uthoff durchaus zu differenzieren, betont ausdrücklich, dass nicht alle Mitglieder und Wähler der AfD Nazis sind – aber doch genug, um sie kollektiv zu verdammen. Mitunter greift er dabei allerdings zu billigen Tricks, verlacht Politiker auch mal für bestimmte Eigenschaften oder ihre Optik und droht dadurch persönlicher zu werden, als er eigentlich sein müsste. Kritik an Worten, Taten und Einstellungen reicht doch völlig aus, um sie vorzuführen, vor allem wenn man so belesen und informiert ist wie Uthoff. Gestalten wie Donald Trump, Gert Wilders und Boris Johnson bieten nun wirklich mehr als genug Angriffsfläche, um sich flache Pointen über Frisuren zu verkneifen.

Am stärksten ist Uthoff ohnehin dann, wenn er ein verrottendes System unter die Lupe nimmt, das immer mehr Menschen in die Armut treibt und sie sowohl sprachlich als auch gesellschaftlich ausgrenzt. „Hartz-IV-Empfänger sind nicht sozial schwach, sondern ökonomisch schwach“, betont er, zerreißt längst überholte aber immer noch angewendete Wirtschaftstheorien in der Luft und offenbart am Beispiel Griechenlands den Zynismus der Banken. Und der deutschen Politik, die er in besonderem Maße für die katastrophalen Zustände in dem maroden Staat verantwortlich macht. „Die aufgezwungenen Sparmaßnahmen sind der Versuch, einen Verhungernden durch Essensentzug wieder zu Kräften kommen zu lassen“, sagt er. Und dagegen setzt Uthoff sich eben mit seinen Mitteln zur Wehr. So attackiert er einmal mehr alle Tentakel des Neoliberalismus, auch wenn er dabei wie einst Don Quichote als einsamer Ritter von der traurigen Gestalt in Erscheinung treten muss. Oder als Rufer in der Wüste, den man zwar hört, dem man aber nicht folgt. Zumindest nicht für lange Zeit. Andererseits: Jeder Schritt hilft. Man muss nur mal anfangen.

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