„Julia Caesar“: Unter Frauen

Machtgierig soll Caesar sein, wispert man im Senat. Aber auch schwach. Und vor allem unbestreitbar weiblich. Eine Frau an der Spitze der römischen Republik, die kurz davor steht, zur Königin gekrönt zu werden – mit diesen geänderten Vorzeichen hat die Bonn University Shakespeare Company (BUSC) nun in der Brotfabrik ihre Version der „Tragedy of Julius Caesar“ inszeniert und das eigentlich recht trockene Politdrama dank geschickter Kürzungen zu einem stringenten, klaren Theatererlebnis von gerade einmal anderthalb Stunden gemacht. Dabei verweigert sie sich trotz des Spiels mit den Geschlechterrollen, das auch andere zentrale Figuren betrifft, einer Gender-Diskussion und überlässt es dem Publikum, sich seine Gedanken über „Julia Caesar“ zu machen.

Wie bei der BUSC üblich steht der Originaltext an erster Stelle: Abgesehen von den Umbesetzungen und diversen kosmetischen Modernisierungen folgt Regisseur Lukas Wosnitza streng der Handlung der Shakespeare-Vorlage. Bewusst spart er Verweise auf die Gegenwart aus, geht nicht explizit auf Politikerinnen wie Hillary Clinton, Dilma Rouseff oder Angela Merkel ein, auch wenn es sich mitunter angeboten hätte. Stattdessen lässt er den Text sprechen. Und seine Schauspieler. Judith Ponwitz ist eine hervorragende Julia Caesar, hart, an den richtigen Stellen verwundbar wirkend und zugleich ohne übertriebenen Pathos agierend. Sie antagonisierend mimen Lisa Balzer die ehrbare Marcia Brutus sowie Marian Blok den durchtriebenen Cassius, die die Herrschaft des Volkes bewahren wollen – und gerade durch ihre Tat scheitern. Denn in dem folgenden Bürgerkrieg geht die Republik in Flammen auf, während der nach Rache dürstende Marc Anthony (Robin Hemmersbach) der eiskalten Octavia (brillant: Vanessa de Luca) die Kaiserkrone aufsetzt.

Wosnitza ist es erfreulicherweise gelungen, die Wünsche eines riesigen, spielfreudigen Ensembles zu befriedigen, ohne das Stück mit Pomp zu überfrachten. Natürlich gibt es Massenszenen mit Schreckschusswaffen, Hinrichtungen und sogar der Verfolgung eines Flüchtigen durch einen Helikopter – doch bei all dem bleibt die Bühne weitgehend leer von Requisiten und Aufbauten. Stattdessen sorgt ein herausragendes Sound- und Licht-Design (Benni Kunz und Matthias Lehnen) für die ideale Atmosphäre. Zusammen mit einem Ensemble, das über die gesamte Spielzeit die Spannung hält, setzt die BUSC so ein überaus anspruchsvolles Stück souverän um.

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