Tine Thing Helseth: Blech auf Weltreise

Die Konzerte, die im Rahmen des Beethovenfests in der Straßenbahnhalle Dransdorf stattfinden, sind immer etwas Besonderes. Einmal im Jahr wird das „Spa für Züge“ zur Bühne für international renommierte Künstler (zuletzt vorzugsweise aus dem skandinavischen Raum), die ihrer Musik einen einzigartigen Touch verleihen und dabei mit großer Lockerheit zu Werke gehen. Pekka Kuuisto, Rajaton, Tora Augestad – und jetzt die Trompeterin Tine Thing Helseth samt ihres Bechbläser-Ensembles tenThing, die sogleich zu einer musikalischen Welt- und Zeitreise ansetzte, Norwegen, Argentinien, Deutschland und die USA miteinander verband, Trolltänze auf ein Oratorium für eine Königin treffen ließ und ein Cowboy-Ballett auf einen sentimentalen russischen Walzer. Doch was wie ein wildes Durcheinander erschien, funktionierte erstaunlich gut und zeigte zugleich die Wandelbarkeit der allgemein eher hart tönenden Instrumente.

Tatsächlich ist das ein Vorurteil: Trompeten und Posaunen können auch zart klingen. Zumindest manchmal. tenThing stellte dies immer wieder eindrucksvoll unter Beweis, etwa bei „Gjendines Wiegenlied“ von Edvard Grieg oder auch bei „A Boy Like That“ und „Tonight“ aus Leonard Bernsteins „West Side Story“. Bei letzteren konnte Tine Thing Helseth alas Hauptstimme zugleich ihren wunderbaren Schmelz einbringen, ohne sich allerdings sonderlich in den Vordergrund zu spielen – vielmehr gliederte sie sich perfekt ins Ensemble ein, führte wenn nötig und gab ab wenn möglich. Toll. Höhepunkt war jedoch zweifelsfrei Mozarts Rondo „Alla Turca“, bei dem die Musikerinnen durch den Raum schritten und mal kraftvoll in die Höhe, dann aber auch wieder sanft in die nahen Ohren des Publikums bliesen. Ein phänomenales Erlebnis dank atemberaubender Dynamik und hervorragend aufeinander eingespielter Damen.

Doch nicht jedes Stück erwies sich als ideal für das Ensemble. Antonio Vivaldis „Sommer“ war dann doch etwas zu hoch und vor allem im Presto etwas zu schnell für die Trompeten, die die geforderten Triller und Umspielungen einfach nicht adäquat wiedergeben konnten – und bei der „Moritat von Mackie Messer“ zeigte sich, dass manche Lieder einfach nicht auf einen ausdrucksstarken Gesang verzichten können. Andererseits konnte das Publikum erst durch diese kleinen Schwächen die Brillanz der Mozart-Interpretation oder die starken Darbietungen von Händels „Arrival Of The Queen Of Sheba“ und Aaron Coplands „Hoe-Down“ vollends würdigen. Und so erhob sich zwischen den schweren Maschinen am Rand denn auch zu Recht tosender Applaus.

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