Marek Fis: Polen-Proll mit Mobbing-Attitüde

„Ich bin die Alternative für Deutschland, ich bin die AfD“, ruft Marek Fis voller Überzeugung. Ja klar. Also ein Comedian mit einer eindimensionalen populistischen Botschaft, der sich Klischees und Vorurteilen bedient, um die Massen für sich zu gewinnen. Einer, der lieber mit einer hohen Phrasendichte punktet statt mit Tiefgang. Und der immer wieder nur an der Oberfläche kratzt und sich über Symptome statt über Ursachen auslässt, zum Beispiel lieber über die so genannten Reality-TV-Stars herzieht als über jene, die den ganzen Mist verzapfen. Hmmm – die Ähnlichkeiten zwischen der Partei und dem Polen sind tatsächlich gar nicht so weit hergeholt. Erschreckend.

Im Pantheon hat der selbst ernannte Ostblock-Latino nun sein zweites Solo-Programm „Baustelle Europa“ aufgezeichnet, so dass der Saal bis an den Rand mit Kameras gefüllt war, die während der ersten halben Stunde nur das Publikum filmen wollten – für Fis war erst später Zeit. Eine schlechte Organisation, die letztlich trotz eines charismatischen anheizenden Vor-Polens gleich zu Beginn zu unnötigen Längen führte. Fis, wie üblich in einer grauen, durch eine Dauer-Erektion ausgebeulten Jogging-Hose, versucht dies, als er endlich auf der Bühne steht, durch ein hohes Tempo wett zu machen, wirkt dabei allerdings hektisch, nervös, unruhig. Timing, eines der zentralen Elemente guter Comedy, geht so verloren. Witz und Charme auch. Ohne erkennbaren roten Faden lässt sich das Wannabe-Supermodel, das laut Aussage seiner Mutter eher Idealfigur und Gesicht fürs Radio besitzt, über sämtliche Bild- und Bunte-Themen aus, lästert über Mesut Ösil und Thomas Hermanns, über Vera int Veen („Der Teufel hat ein Gesicht“) und die Kandidaten der von ihr moderierten Sendung „Schwiegertochter gesucht“, sich daran ergötzend, dass es doch noch Leute gibt, „die blöder sind als ich“. Im Pantheon, in das viele Fis-Fans (erkennbar an den entsprechenden T-Shirts) den Weg gefunden haben, kommt das gut an. Niveau? Braucht keiner. Wodka reicht.

Dabei kann Fis mehr als das. Wenn er nur will. Manchmal durchbricht er diese Parodie seiner selbst, den Vorzeige-Polen, den sein Vater als zu blöd zum Klauen und zu fett zum Weglaufen bezeichnet hat – und dann blitzt tatsächlich ein Funke Hoffnung auf. Vor allem wenn er den üblichen Akzent ablegt und mal bayerisch, dann wieder sächsisch redet, wenn er von Polizeikontrollen spricht und von den Menschenrechten in der Ukraine, oder wenn er dem Lieferdienst-Boten Rösler 4,80 Euro Trinkgeld gibt („Die Zahl kommt mir bekannt vor“) zeigt Marek Fis, das er mehr sein könnte als ein wandelndes Klischee im längst abgegrasten Dschungel der Ethno-Comedy. Andererseits: Seine Fans jubeln ihm ja ohnehin schon zu. Fis scheint das zu reichen. Na dann Prost.

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