Wanderer: Einfach wirkt am besten

Es ist ein besonders in der a-capella-Branche allseits bekanntes Phänomen: Je einfacher die Stücke, um so größer der Applaus. Ein in einer halben Stunde einstudiertes „Barbara Ann“ kommt beim Publikum in der Regel besser an als ein harmonisch und rhythmisch extrem anspruchsvolles Gershwin-Arrangement, an dem man ein halbes Jahr probt. Für die Musiker ist das manchmal ziemlich deprimierend. Die Wanderer aus Köln nutzen diese Begeisterungsfähigkeit für die Schlichtheit dagegen in ihrem Sinne aus: Mit einfachen, aber pfiffigen Arrangements beliebter Evergreens und moderner Party-Hits geben die vier Kölner Jungs Gas und haben jetzt im Haus der Springmaus für Jubelstürme und Mitklatsch-Orkane gesorgt.

Es muss eben nicht immer komplex sein: Frei nach diesem Motto greifen die Wanderer auf zahlreiche Klassiker zurück, trällern „My Girl“, „Baby you can drive my car“ oder Ramalamadingdong“ und scheuen auch nicht vor den eigentlich bereits totgesungenen Anfänger-Chor-Standards wie „The Lion sleeps tonight“ oder „Caravan of Love“ zurück. Die exquisit dargebotenen Arrangements peppt das Quartett allerdings immer wieder durch kreative Einfälle auf, die ihre Songs vom Einheitsbrei abheben. So erhält „Stand by me“ kurzerhand eine exzellente Rap-Einlage, und auch der bereits erwähnte „Caravan“ biegt irgendwann in Richtung Reggae ab. Zudem setzen die Jungs immer wieder auf das Publikum, animieren es zum Mitklatschen und Mitsingen und nutzen so ohnehin einsetzende Effekte effizient für sich. Kein Wunder, ist das Quartett doch über den Kölner Karneval erst richtig bekannt geworden. Da gehört so etwas dazu. Dementsprechend setzen die Wanderer mit Songs wie „Kumm Papa (Loss Mer Fiere)“ oder „Ich sag nur Alaaf“ gelegentlich kölsche Akzente – wenn es denn sein muss. Dass die Vier aber viel mehr können, beweisen sie mit „I'm just a Gigolo“ (samt Bläser-Solo und einem großartigen Sascha Breuer-Rölke) und dem erstklassigen „I swear“ der Boygroup All-4-one, bei dem endlich auch Bass und Dauer-Beatboxer Andreas Hardegen (ebenso wie Sascha ein Ex-Basta-Mitglied) einmal vor dem ekstatisch kreischenden Publikum ein paar Zeilen Text singen darf. Top.

Große Schwächen erlauben sich die Wanderer bei ihrem Springmaus-Auftritt zumindest in gesanglicher Hinsicht nicht; minimale Intonationsmängel fallen den meisten Zuhörern ohnehin nicht auf und werden zudem durch kleine Choreographien und andere Show-Elemente aufgefangen. Etwas albern wirken allerdings manche Anmoderationen, die mit bemühten Witz-Konstruktionen deutlich unter dem musikalischen Niveau liegen. Andererseits muss es ja vor allem dem Publikum gefallen – und das war absolut begeistert. Einfach wirkt eben am besten.

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