Barbara Dennerlein: Ein Fuß als dritte Hand

Beschränken lässt Barbara Dennerlein sich nicht. Weder auf bestimmte Stile noch auf bestimmte Ton-Farben. Latin, Funk oder Blues, für die 48-Jährige kein Problem. Die Hände jagen über die Manuale ihrer Hammond-Orgel, der linke Fuß sorgt an den Pedalen im wahrsten Sinne des Wortes für den Walking Bass, dient gewissermaßen als dritte Hand – und das Publikum in der ausverkauften Harmonie ist verzaubert. Vom warmen, unverkennbaren und auch durch neueste Synthesizer-Technik nicht reproduzierbaren Klang des Instruments ebenso wie von der sichtlich entspannten Organistin, die schon seit Jahren immer wieder gerne auf die Endenicher Bühne tritt.

Und diesmal ist sie nicht alleine gekommen, sondern zusammen mit Drummer Drori Mondlak, dessen feine Rhythmen hervorragend mit Dennerleins Tastenzaubereien harmonieren.

Das Duo nimmt sich für jedes einzelne Stück Zeit. Viel Zeit. Mindestens zehn Minuten widmen sie sich einem Titel, während Dennerlein ein Register nach dem anderen zieht, immer wieder neue Farben in ihr musikalisches Gemälde mischt, kraftvolle Erdtöne ebenso wie hellere Pigmente, teils aus dem Original-Hammond-Fundus und teils aus ihren Midi-Geräten, die ihr unter anderem den Kontrabass liefern, der in den von ihr kontinuierlich betätigten Fußpedalen steckt. „Oversized“ mag das sein, einem der gespielten Titel entsprechend – doch bei aller Länge bleibt die Musik gut verdaubar, ist gefällig, statt die Sinne zu überfrachten, nicht zuletzt dank Mondlaks zurückhaltendem, aber immer präsenten Spiel, das einen angenehmen Gegenpart zu den elaborierten Orgel-Soli bildet.

100 Minuten lang spielen Barbara Dennerlein und Drori Mondlak am Stück. Für acht Stücke reicht es, darunter eine Ballade an einen toskanischen Sonnenuntergang, die fetzige Charlie-Parker-Nummer „Ornithology“, ein lockerer Bossa Nova, Blues Nummer 157 und das entspannt-funkige „Get it on“, dessen Hauptthema stark an „Riders on the Storm“ erinnert. Ein starker Auftritt, der einen älteren Herrn beim Konzertende sogar zu einer öffentlichen Lobeshymne veranlasst. Man habe sich schon lange auf diesen Abend gefreut und sei nicht enttäuscht worden. „Liebe Frau Dennerlein, wir danken Ihnen alle für dieses wundervolle Konzert“, sagt er zu der überraschten und gerührten Musikerin, die so einen ehrlichen Auftritt offensichtlich nicht erwartet hat.  Obwohl sie es verdient. 

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